Voyager 1

op. 98, 2022

für Saxophone Quartet
Dauer: 13.30 min.

Kompositionsauftrag des Eternum Saxophone Quartets unterstützt von Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

CD-Aufnahme für Genuin, September 2022
Uraufführung: 7. Mai 2023, Küppersmühle Museum, Duisburg
Eternum Saxophone Quartet

 

Werknotiz

Voyager 1 ist eine Auftragskomposition des Eternums Saxophonquartetts, denen das Stück auch gewidmet ist. Als Inspiration der Komposition fungiert die Raumsonde Voyager 1, die im September 1977 von der Erde gestartet ist, um zunächst für ein paar Monate Fotos von Planeten und ihren Monden an die Erde zu schicken. Wie durch ein wissenschaftliches Wunder fliegt die Sonde auch knapp 45 Jahre nach ihrem Start weiterhin im interstellaren Raum. Dabei besteht immer noch Kontakt zur Erde, es werden Signale ausgetauscht und Voyager 2 sendet weiterhin Fotos.

Die Existenz eines menschlichen Werkes an weitest entfernten Ort unseres Sonnensystems fasziniert mich. Ich wollte ein dramaturgisches Konzept finden, um diese Faszination kompositorisch zu entwickeln. Gibt es doch „etwas“, das bleibt, ohne vom Menschen dauerhaft kontrolliert zu werden und seiner eigenen Bahn folgt? Gibt es in der Musik oder in der Psyche ähnliche Phänomene oder Prozesse? Gäbe es etwas, was von der Musik des 21. Jahrhunderts in unserer Psyche oder unserem Herzen unerwartet – wie die überlange Reise des Voyager 1 – erhalten bleiben könnte?

Ich hatte entschieden gleich zwei Kompositionen zu schreiben die mit den beiden Voyager 1 und Voyager 2 zu tun haben. Voyager 2 ist eine Komposition für Horn Oktett und Voyager 1 ist für das Saxophonquartett. Beide Kompositionen entstanden im gleichen Jahr.

Für Saxophonquartett oder für 8 Hörner zu komponieren, war eine neue Aufgabe für mich, die ich lange als nicht einfach empfunden hatte, da ich nicht eine „spontane“ Klangassoziation mit dieser Besetzung hatte. Je mehr ich mich aber in die Geschichte und Reise des Voyager 1 und 2 vertiefte, desto zugänglicher wurde der Klang dieser Besetzungen.

Sowohl die Dramaturgie als auch das rhythmische und harmonische Material der Kompositionen ist dann durch ein Zahlendiagramm, das ich entwickelt habe, strukturiert worden. Voyager 1 ist in sieben miteinander verbundene Teile komponiert, die als eins gespielt werden.

Der erste drei Teile, dienen als Öffnung einer Klanginformation, die immer weiter dramaturgisch sich entfaltet; alle drei bilden eine Stimmungseinheit. Im vierten Teil sprechen die Solisten ins Instrument und produzieren verschieden Klangflächen durch  Geräuschen um den fünften Teil zu eröffnen. Dieser Teil öffnet mit einer Melodie im Bariton Saxophon die rhythmisch eine Erinnerung von folkloristischem oder Jazzigen Hintergrund erwecken könnte. Das wird drei Mal wiederholt und jedes Mal mit anderen Harmonien und Begleitung von den anderen drei Solistinnen als ob es zur Entfaltung drängt. Der sechste Teil ist wie ein Epilog des fünften Teils auch mit Geräuschen aber anderer technischer Art als im vierten Teil. Im siebten Teil wird gesummt und dramaturgisch ist wie ein Chorus der wie eine Coda auskomponiert ist.  Akkorde die immer vom weiten gespielt werden, die den Raum öffnen und gleichzeitig ihn zum Nachklingen lassen.

Partitur