Eva Ave

op. 66, 2016

Für Mezzosopran
Dauer: 10 min.

Kompositionsauftrag der Römisch-Katholischen Kirche der Stadt Luzern für das Lucerne Festival 2016
Uraufführung: 28. August 2016, Dom Luzern. Solistin: Carmen Würsch

 

Werknotiz

Das Stück Eva Ave ist eine szenische Komposition für Sopran oder Mezzosopran und basiert auf Passagen des Gedichts „Eva“ von Eva Maria Brandin. Der erste von zwei Teilen besteht aus beinahe hysterischen Klängen mit stimmlichen Geräuschen, mit denen die Situation der Unsicherheit und der Angst dargestellt wird. Angst und Unsicherheit über das Alleinsein, das Nacktsein, gegenüber der Wahrnehmung der eigenen „Sünden“. Aus dieser Situation heraus geht die Komposition langsam in den zweiten Teil über, der ausgesungen wird.

Diese dramaturgische Abfolge ist die Umkehrung des Textes von Eva Maria Branding, die den Übergang vom Paradies in eine angstvolle Welt beschreibt. Musikalisch vermittelt dieses Stück, dass wir auch umgekehrt von der Angst heraus ins Licht gehen können. Die Sängerin ist zu Beginn in einen schwarzen Stoff verhüllt und befreit sich während der performativen Aufführung daraus, um schließlich in Weiß zu erscheinen.

von Eva Maria Brandin

Wie es im Paradies war, das kannst du dir nicht vorstellen, niemand kann das. Es war wie ein Traum, ich war, wie Kinder sind, träumend. All-eins mit Gott, ohne Abstand. Ich habe nicht bewusst etwas getan. Ich habe mich nicht dazu entschieden, zu sündigen. Es passierte! Musste es so sein? Es war wie ein Fluss, der nach unten fliessen muss. Der verbotene Baum, er zog mich an wie magnetisch. Ich nahm die Frucht – und wachte auf. Und ich sah ganz neu: Adam, Gott und mich selbst. Getrennt jetzt, für sich. Ich erkannte und lernte die Angst kennen und die Scham. So wie jeder Mensch aus dem Kindsein aufwacht und erkennt und leidet – und lebt.

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Carmen Würsch, Foto: Konstantia Gourzi

Pressestimmen

„Ergreifender Höhepunkt des Dialogs ist die Uraufführung des Stücks ‚Eva Ave‘ – gesungen und in Szene gesetzt von der Mezzosopranistin Carmen Würsch. Konstantia Gourzi hat das Stück mangels musikalischer Literatur zu Eva eigens für den Gottesdienst komponiert. Eine schwarz gewandete, gefangene und gekrümmte Eva, die sich im Verlauf ihres Gesangs zu einer Lichtgestalt in aufrechtem Gang zittert, schreit und befreit.“

kath.ch, 29. August 2016

 

Partitur