Voyager 2

op. 97, 2022

für 8 Hörner
Dauer: 12 min.

Kompositionsauftrag der Bayerischen Staatsoper für Munich Opera Horns anlässlich des Jubiläums 500. Jahre Bayerische Staatsoper

CD-Aufnahme für Bayerische Staatsoper Recordings, September 2022
Uraufführung: 14. Mai 2023, Allerheiligen Hofkirche, München
Ensemble: Munich Opera Horns
Dirigentin: Konstantia Gourzi

 

Werknotiz

Voyager 2 ist eine Auftragskomposition der Munich Opera Horns der Bayerischen Staatsoper, denen das Stück auch gewidmet ist. Als Inspiration der Komposition fungiert die Raumsonde Voyager 2, die im August 1977 von der Erde gestartet ist, um zunächst für ein paar Monate Fotos von Planeten und ihren Monden an die Erde zu schicken. Wie durch ein wissenschaftliches Wunder fliegt die Sonde auch knapp 45 Jahre nach ihrem Start weiterhin im interstellaren Raum. Dabei besteht immer noch Kontakt zur Erde, es werden Signale ausgetauscht und Voyager 2 sendet weiterhin Fotos. Und das obwohl nach knapp einem Jahr Flugzeit der Kontakt abgebrochen war, und dieser nur durch eine spektakuläre, wissenschaftlich meisterhafte Reparatur aus einer Entfernung von hunderttausenden Kilometern wiederhergestellt werden konnte.

Die Existenz eines menschlichen Werkes am weitest entfernten Ort unseres Sonnensystems faszinierte mich. Ich wollte ein dramaturgisches Konzept finden, um diese Faszination kompositorisch zu entwickeln. Gibt es doch „etwas“, das bleibt, ohne vom Menschen dauerhaft kontrolliert zu werden und seiner eigenen Bahn folgt? Gibt es in der Musik oder in der Psyche ähnliche Phänomene oder Prozesse? Gäbe es etwas, was von der Musik des 21. Jahrhunderts in unserer Psyche oder unserem Herzen unerwartet – wie die überlange Reise des Voyager 2 – erhalten bleiben könnte?

Für 8 Hörner zu komponieren, war eine neue Aufgabe für mich, die ich lange als nicht einfach empfunden hatte, da ich kaum eine Klangassoziation mit dieser Besetzung hatte. Je mehr ich mich aber in die Geschichte und Reise des Voyager 2 vertiefte, desto zugänglicher wurde die Besetzung.

Sowohl die Dramaturgie als auch das rhythmische und harmonische Material ist dann durch ein Zahlendiagramm, das ich entwickelt habe, strukturiert worden. Das Stück ist in sieben miteinander verbundene Teile komponiert, die als eins gespielt werden. Die ersten drei Teile sind wie ein erster Satz, der vierte, fünfte und sechste Teil wie ein zweiter Satz und der siebte Teil (Coda) als der dritte Satz konzipiert.

Der erste Satz, die ersten drei Teile, dienen als Klangstationen einer Reise, als eine Vorbereitung für das Kommende. Im zweiten Satz, im vierten Teil, sprechen alle 8 Hornisten ins Instrument, als ob sie überraschend eine Frage stellen würden als Überleitung zum fünften Teil. Hier spielen alle 8 Hörner kreisförmig als Frage und Antwort in Duos oder Quartetten zusammen: ein Duett spielt einen Ostinato-Klangteppich, während sich die anderen sechs Spieler die Harmonien, Melodien und den Rhythmus teilen. Dieses Ritual wird vier Mal wiederholt, sodass jeder Spieler jede musikalische Funktion übernommen hat. Die Stimmung eines Rituals, die dadurch erzeugt wird, benötigt eine intensive musikalische Konzentration. Der sechste Teil wird wieder ins Instrument gesprochen, dieses Mal als Antwort der zuvor gestellten Frage, sozusagen als Bestätigung. Der dritte Satz und siebte Teil ist eine Coda mit den Akkorden des Chorus, die wie in lontano-Form weiter erklingt und sich in Lebendigkeit entfernt.

 

Hörbeispiel 

Partitur