„Evening at the Window“

op. 75, 2017/18

I. ein Hahn im Himmel
II. der gelbe mond
III. Rauch aus dem Kamin
IV. der gelbe Mond
V. in deinen Armen
VI. der gelbe MOND

Für Viola solo
Dauer: 10 min.

Kompositionsauftrag des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD 2018, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Uraufführung: 14. September 2018, Prinzregententheater, München. Viola: Aoi Murase, Yusheng Chi, En-Chi Cheng, Takehiro Konoe, Diyang Mei, Hwayoon Lee.

Verlag: Universal Edition

 

Werknotiz

Das Bild “Abend am Fenster” von Marc Chagall begleitet mich seit langer Zeit. Ich bewundere es nicht nur wegen der Farbkombinationen, sondern auch wegen der Platzierung und Darstellung der Objekte im Raum und der hintergründigen Bedeutung seiner Sujets. Die Komposition spiegelt die Betrachtung der einzelnen Bildteile wider und fasst sie zusammen in einem verbindenden Modus. Deshalb kann man die sechs Stücke als Miniaturen eines größeren Bildes verstehen, die mit Spannungspausen verbunden werden.

Die Stücke I. ein Hahn im Himmel, III. Rauch aus dem Kamin und V. in deinen Armen zeigen verschiedene musikalische Blickwinkel. Sie werden verbunden durch die Stücke II. der gelbe mond, IV. der gelbe Mond und VI. der gelbe MOND, die wie eine Art Refrain mit jeweils anderer Klangfarbe trotz ähnlichen Notenbilds erscheinen. Die immer wieder vorkommenden Kommata in der Partitur definieren den musikalisch-dramaturgischen Bogen und sollen nicht als längere Pause interpretiert werden. Die im gesamten Stück immer wieder gespielten Pizzicati in der linken Hand sollen klanglich behandelt werden, als ob sie von der rechten Hand gespielt wären, also mit vollem Klang.

Das Stück I. ein Hahn im Himmel ist geprägt von einer starken Verbindung zwischen Melodie und Rhythmus. Die Bells-Partie hat eine eigene dramaturgische Linie und soll deshalb gleichberechtigt interpretiert werden wie die Viola. Das Ziel ist es, eine vielseitige rhythmische Klangfarbe zu erzeugen. Die Stücke II. der gelbe mond, IV. der gelbe Mond und VI. der gelbe MOND sollen in drei interpretatorischen Stufen dargestellt werden, so dass dieser quasi-Refrain dreimal durch die jeweils unterschiedliche Klangfarbe erkennbar, aber doch verwandelt ist. Das Stück III. Rauch aus dem Kamin hat am Anfang und am Ende den Charakter eines Wiegenliedes. Der bewegte Zwischenteil mit den drei verschiedenen rhythmischen Anweisungen soll deutlich artikuliert werden und auf diese Weise einen Kontrast herstellen. Die Taktwechsel des Stücks V. in deinen Armen dienen trotz zögernder Phrasen dem Fluss des gesamten Stückes. Die konventionelle Betonung auf den ersten Schlag soll in diesem Stück vermieden werden.

Semifinale ARD-Wettbewerb 2018; Hwayoon Lee, Yusheng Chi, Konstantia Gourzi, Diyang Mei, En-Chi Cheng, Takehiro Konoe, Aoi Murase

 

Pressestimmen

„Die Klischeebehauptung, das Bratschenspiel sei wegen der Größe des Instruments immer etwas langsam und behäbiger als das auf der Geige widerlegt das virtuose Spiel des Chinesen Diyang Mei zum Erstaunen von Publikum und Juroren.“

Deutschlandfunk, 17. September 2018

„Konstantia Gourzis Auftragskomposition ‚Evening at The Window‘ (entschädigte) mit überraschenden Klangaspekten der Viola, eine Ballade aus ’six views‘ für Solobratsche. Mancher Semifinalist rettete sich aber in Stückwerk, auch in partiturferne Klangmarotten. Nur bei Diyang Mei wurde das ganze Stück in seinen heftigen aber auch zutiefst sanften Facetten gleichsam sichtbar.“

Süddeutsche Zeitung, 17. September 2018

Meisterwerk in 100 Sekunden: „Evening At The Window“ von Konstantia Gourzi

BR Klassik, 17. September 2018

ARD-Wettbewerb: Konstantia Gourzi komponiert „Evening at the Window“ als Pflichtstück für Viola – Ein Interview

nmz online, 12. September 2018

 

Hörbeispiel

 

Partitur