Anájikon, the Angel in the Blue Garden
Streichquartett Nr. 3
op. 61, 2015
I. The Blue Rose
II. The Blue Bird
III. The Blue Moon, a. the bright side, b. turning, c. the dark side
Dauer: 18 min.
Uraufführung: 12. November 2015, Kasseler Musiktage. Minguet Quartett
Album bei ECM: Konstantia Gourzi/Anájikon
Verlag: Universal Edition
Werknotiz
Engel, die als Bilder oder Skulpturen von befreundeten Künstlern entstanden sind, inspirierten mich, diese Kompositions-Reihe 2015 zu starten. Die Musik interpretiert nicht das Kunstwerk, sondern steht ihm klanglich nah und mit ihr wird eine spirituelle Verbindung zwischen Skulptur oder Bild und Musik geschaffen. Farbe, Form und Klang sind für mich untrennbar und mit dieser „gemeinsamen Welt“ im Hintergrund eine Komposition zu schreiben, empfinde ich als eine Herausforderung und als Geschenk.
Die Skulptur, die mit der Komposition Anájikon, the Angel in the Blue Garden verbunden ist, gehört zu einer Serie von Werken des Berliner Künstlers Alexander Polzin die einen Engels-Bezug haben.
Der Titel Anájikon ist selbst erfunden, durch Kombinationen von Namen und Zahlen entstanden und bedeutet nicht etwas Existierendes. Jeder Engel dieser Reihe steht in einem bestimmten farbigen Garten. Der Garden in Anájikon entspricht dem begrenzten Raum, in dem eine Natur-Betrachtung und eine Beschreibung von Elementen wie eine Rose, ein Vogel, der Mond mit seiner hellen und dunklen Seite stattfinden, als ob wir alles aus der Nähe ohne Abstand betrachten könnten. Alles, was in diesem Garten existiert, ist Blau. Die Farbe Blau spielt für mich eine starke, eigene spirituelle Rolle und in dieser Energie ist auch das Konzept und die Dramaturgie des Stückes aufgebaut.
Anájikon, the Angel in the Blue Garden, besteht aus drei Sätzen, wovon der dritte Satz sich wiederum in drei Teilen entfaltet.
Der erste Satz The Blue Rose beginnt mit einem Thema von der Violine geführt. In der Mitte des Satzes erscheint ein neues Thema, das von allen vier Stimmen nacheinander führend übernommen wird, als ob das musikalische Element den Weg einer Vereinigung sucht. Der Satz schließt mit einer Rückkehr des Anfangs in ähnliche Darstellungsform.
In dem zweiten Satz The Blue Bird ist das führende Instrument die Viola, die von Anfang an die anderen drei Instrumenten zu einer musikalischen Konversation führt. Die Elemente sind einerseits auskomponiert, aber es wird den vier Musikern auch die Möglichkeit gegeben selbst den Satz zu gestalten, frei miteinander zu agieren und mit der Zeit und Themen-Kombinationsmöglichkeiten zu improvisieren. Aus diesem Grund erklingt dieser Satz jedes Mal neu.
Der dritte Satz The Blue Moon besteht aus drei Teilen: die helle Seite des Mondes, das Drehen, die dunkel Seite des Mondes. Neue Klangfarben, die in den ersten zwei Sätzen nicht erschienen, kommen hier vor, entwickeln und verändern sich, als ob unterschiedliche Blickwinkel akustisch sichtbar wären. Das Ende des Satzes – und des Stückes – erklingt ein Unisono mit vier verschiedenen Spielarten, als ob eine klangliche Vereinigung stattgefunden hat und als ob in den letzten Takten ein neuer Anfang steckt.
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Pressestimmen
„Einen Kontrast setzte die Uraufführung von ‚Anájikon, The Angel in the Blue Garden‘ der in München lehrenden griechischen Komponistin Konstantia Gourzi. Das von der Avantgarde ausgelöschte melodische Element feierte hier Auferstehung in leichter Ethno-Färbung – ‚Engelsklänge‘, nicht weit entfernt von lyrisch-schöner Weltmusik.“
Hessische Niedersächsische Allgemeine, 14. November 2015
„Hiergegen wirkte ‚Anajikon, The Angel in the Blue Garden‘ für Streichquartett der Griechin Konstantia Gourzi wie ein kostbares Idyll. Es erscheint anfangs eintönig. Aber dann kreist mehr und mehr schlichtes, antikisierendes Melodiewerk durch die Stimmen und enthüllt einen Zauber, eine Melancholie, welchen sich die Sinne kaum entziehen können.“
Neues Deutschland, 16. Januar 2016
„Laut- und klangmalerisch, mit pulsierendem Dauerton und Akkordverschiebungen im ersten Teil, einer elegischen Melodie in der Bratsche als ‚Blue Bird‘ und flirrend verwobenen Glissandi in der Bratsche, chromatischen Tonverschiebungen über einem im Cello hin und her gestrichenen Dauerton im abschließenden ‚Blue Moon‘ führte die Komposition die Zuhörer zur Blauen Stunde an einen zauberhaft entrückten Ort, dabei musikalisch Bezug nehmend auf eines der großen Motive der Bildenden Kunst, den ‚Hortus Conclusus‘, in einer Abwandlung, nun nicht als Paradiesgarten der Jungfrau Maria, sondern als Verweilort eines einzelnen in seine Naturanschauung versunkenen Engels. Nur zögerlich löste sich nach den letzten Takten das Publikum aus seiner Verzauberung, und es gab großen Applaus für die Musiker und auch für Konstantia Gourzi.“
Augsburger Allgemeine, 22. Oktober 2016