Die andere Seite

op. 53, 2013

Für Saxofon solo
Dauer: 15 min.

Kompositionsauftrag der Stadt Kelheim für den 150. Jahrestag des Baus der Befreiungshalle
Uraufführung: 8. und 9. Juni 2013, Befreiungshalle Kelheim. Saxofonist: Matthieu Bordenave


Werknotiz

Musik für die Jubiläums-Feier der Befreiungshalle zu komponieren, lässt mich über den Anlass ihrer Errichtung nachdenken. Der Krieg, an den sie erinnert, gibt für mich heute keinen Anlass für Feierlichkeit, sondern ich denke an das Leid der Menschen und frage mich, wie er den Lauf der Geschichte beeinflusst hat. Was vor 150 oder 200 Jahren als „Sieg“ erschien, ist für die Entwicklung der Menschen in Europa durchaus ambivalent zu sehen. Welche Kräfte und Mächte in einer Epoche die Oberhand gewinnen, kann schon morgen ganz anders interpretiert oder „gefeiert“ werden. Insofern sehe ich mein Stück als eine Reflexion an diese veränderliche Wertigkeit. Ich möchte den Anlass nutzen, um heute notwendige Gedanken und Haltungen positiv in die Zukunft zu transformieren und eine andere Seite einer geschichtlichen Tatsache musikalisch in den Mittelpunkt zu rücken.

Das Stück wurde ausschließlich für die Befreiungshalle komponiert und die Aufführung war mit der Bewegung in diesem Raum verbunden.

Matthieu Bordenave, Konstantia Gourzi © Norbert Banik


Pressestimmen

„Konstantia Gourzi hat danach mit ihrer Komposition ‚eine andere Seite‘ als Solo für Saxofon – intoniert von Matthieu Bordenave – Klangfolgen geschaffen, die aus dem Säulengang ertönen und in ihrer Unwirklichkeit weder lokalisierbar noch greifbar sind, dennoch die Zuhörer umhüllen und zu Krieg-Zeit-Gedenken animieren.“

Donaukurier, 9. Juni 2013

„Gleichzeitig setzte Konstantia Gourzi, verantwortlich für die Dramaturgie der ‚Befreiungen‘, ein erstes starkes Zeichen in der Auseinandersetzung mit dem militärischen Hintergrund der Befreiungshalle. Ein weiteres setzte sie als Komponistin mit ‚eine andere Seite‘. Vielleicht war dieses einsame, kontemplative Saxofonsolo – empfindsam und warm von Matthieu Bordenave beim Rundgang hinter den Siegesgöttinen gespielt – das interessanteste Statement des Abends. Gourzis Komposition verwies auf die Zukunft, arbeitete sich nicht so sehr an der waffenstarrenden Vergangenheit ab.“

Mittelbayerische Zeitung, 9. Juni 2013