Mondaufgang am Meer 

op. 107, 2024
Dauer: 7 min.

Auftragswerk der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und der Universitäts- und Hansestadt Greifswald anlässlich des Caspar-David-Friedrich-Jubiläums 2024

Besetzung: 4 Hörner, 3 Trompete, 3 Posaunen, 1 Tuba, Pauke, 3 Schlagzeuger

Uraufführung am Freitag 14 Juni 2024, 18 Uhr, Wismar, St-Georgen-Kirche

NDR Elbphilharmonie Orchester
Cristian Măcelaru: Leitung

 

Werknotiz

Bilder von Casper David Friederich habe ich schon in meiner Jugend in Griechenland kennengelernt: die Farben, die Direktheit, die Tiefe und gesamte Stimmung seiner Bilder haben mich auf dem ersten Blick magnetisiert. Dieses Gefühl verstärkte sich, als ich später das erste Mal seine Bilder in Berlin im Original gesehen habe.

Ich bin begeistern und sehr bewegt, eine Komposition, die von Caspar David Friedrichs Bild „Mondaufgang am Meer“ inspiriert ist, zu seinem 250. Geburtsjubiläum für die Eröffnung der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern schreiben zu dürfen.

Über seine Bilder ist bereits gesagt worden, dass sie eigentlich seelische Landschaften zeigen: sie haben eine Tiefe, eine Magie und eine Kraft, die viel größer und intensiver wirken als die pure Landschaftsimpression.

Im „Mondaufgang am Meer“ schauen zwei Frauen und ein Mann den Mondaufgang an – und wir mit ihnen – was sieht jeder davon, welche „seelische Landschaft“ ruft er hervor? Was zeigt Caspar David Friedrich uns durch diese „hellen Dunkelheit“, die verspricht, sehr bald zu einem hoffnungsvollen, noch helleren Licht zu werden? Im Mondaufgang erlebe ich den Zyklus der Natur, der uns alle beeinflusst und oft emotional fesselt. Ich empfinde das Meer als Informationsträger, als Verbindungs-Brücke zwischen Städten, Ländern, Kontinenten, Kulturen.

Diese Eindrücke und Fragen haben mich beim Komponieren von Mondaufgang am Meer beschäftigt und es war mein Wunsch, sie klanglich zu übertragen. Die Komposition schwebt zwischen Stille und starker Lautstärke, die meistens einen gesanglichen Charakter haben. Das Stück besteht aus sieben kurzen Teilen, die miteinander verbunden sind, so dass ein Ganzes aus verschiedenen Elementen entsteht. Nach dem sanften atmosphärischen Anfang folgt ein Teil, der wie in einem Ritual, beinahe religiös klingt. Ein sehr kurzes Intermezzo mit Schlagzeug bereitet einen zweiteiligen tänzerischem Abschnitt vor, der den Klang darauf zu Akkorden verdichtet. Der Epilog mit zunächst zunehmender Intensität lässt am Ende den Klang überraschend offen. 

Kann ein Mondaufgang am Wasser uns Menschen die natürliche Verbundenheit zwischen Menschen, Natur und Kulturen erinnern? Mit Mondaufgang am Meer wünsche ich es mir sehr.

 

Partitur