Láchesis, Klothó, Átropos – an die Schicksalsgöttinnen

op. 107, 2024

Für gemischten Chor 
Dauer: 12 min.

I. Prolog – wie ein Gebet
II. Láchesis – mit Bewunderung
III. Klothó – deklamatorisch
IV. Átropos – nachdenklich
V. Epilog – mit Hoffnung

Texte: Fragmente aus den Orphischen Hymnen an die Moiren, an Erde, Mond und Sonne auf Altgriechisch und eigene Texte von Konstantia Gourzi auf Deutsch

Kompositionsauftrag des Bachchors Salzburg
Uraufführung: 8. Juni 2024, Carabinieri-Saal der Residenz, Salzburg
Chor: Bachchor Salzburg
Dirigentin: Konstantia Gourzi

 

Werknotiz

Láchesis, Klothó, Átropos – an die Schicksalsgöttinnen ist entstanden als Auftrag des Bachchores Salzburg für ein Konzert der eigenen Konzertreihe „Chorage“, die sich dem Schicksal widmet.

Mich heute mit dem Thema Schicksal zu beschäftigen, finde ich interessanter und notwendiger denn je. Die Frage zu stellen, ob wir unserem Schicksal gegenüber machtlos sind oder ob wir unser Schicksal selbst bestimmen können und die Antwort durch Musik zu suchen, machte mich neugierig und gleichzeitig dankbar und glücklich über diese Aufgabe.

Das Wort Móiren (Schicksalsgöttinnen) kommt aus dem Altgriechisch vom Verb moiráso (ich teile). Die drei Schicksalsgöttinnen teilen die Zeit des Lebens: die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Klothó als Gegenwarts-Göttin spinnt den Lebensfaden, Láchesis, die Vergangenheits-Göttin, bemisst den Lebensfaden und Átropos als die Zukunfts-Göttin schneidet den Lebensfaden.

© Goldskulptur von Alexander Polzin, Schicksalsgöttinnen

Der befreundende bildende Künstler Alexander Polzin stellt in einer kleinen Skulptur aus Gold die Schicksalsgöttinnen verflochten dar, tanzend in einem Kokon des Schicksalsfadens.

Diese Skulptur und ihre Symbolik inspirierten mich zu der Dramaturgie der Komposition. Ich habe mich u.a. von Platon und den orphischen Hymnen, die sich mit dem Schicksal beschäftigen, begeistern lassen und entschied für den Prolog und Epilog fragmentarische Texte aus dem orphischen Texten (auf alt-Griechisch) an die Móiren zu verwenden. Für die drei Göttinnen habe ich Fragmente der drei orphischen Hymnen, die den Planeten Mond, Erde und Sonne gewidmet sind, verwendet und habe sie mit eigenen Texten (auf Deutsch) gemischt.

Die Komposition besteht dadurch aus fünf Teilen, die musikalisch aus unterschiedlichen Klangelementen aufgebaut sind. Es war mir wichtig, die den Chor immer wieder als eine Unisono – Stimme zu führen. Dadurch wird der Klang als ein kraftvolles Ganzes vermittelt und es soll damit die Stimmung eines Rituals erzeugt werden. 

Mit dem Prolog startet das Ritual: es wird eine Stimmung wie ein Aufruf, wie ein Gebet erzeugt: Rufe zu den Moiren um sie zu bitten, uns Menschen zu erhören. In den Stücken Láchesis, Klothó und Átropos führen am Anfang jedes Stückes Soli und der Chor folgt ihnen. In allen drei Stücken steht das Melodiöse, das Gesprochene (oder Deklamierte) und das Rhythmische stark im Vordergrund. Der Epilog schließt das Ritual mit einem unisono gesungenen Lied ab und ruft mit Hoffnung die Moiren, den Schmerz der Welt zu vertreiben und Gnade zu bringen. Die Kraft dieses gemeinsamen rhythmischen Singens wird besonders betont und zelebriert.

Partitur