sounds of silence
op. 109, 2025
I. call
II. defiant
III. longing
IV. scream
V. liberation
VI. religious
VII. farewell
seven miniatures for tenor saxophone
Dauer: 10 min.
Kompositionsauftrag der Saxophonistin Anna-Marie Schäfer
Uraufführung: 14. Juli 2025, Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater
München
Solistin: Anna-Marie Schäfer
Werknotiz
sounds of silence ist eine Auftragskomposition der Saxophonistin Anna-Marie Schäfer, der das Werk auch gewidmet ist. Inspiriert wurde das Stück von der Sehnsucht nach einem Miteinander – dem gemeinsamen Hören, Beobachten und Wahrnehmen jener Momente, die „zwischen den Zeilen“ existieren.
Stille ist nicht zwangsläufig mit Ruhe gleichzusetzen, und auch Ruhe bedeutet nicht immer Stille. Diesen zugleich widersprüchlichen und einladenden Zustand der Wahrnehmung wollte ich in sieben Miniaturen beschreiben. Die Titel der einzelnen Miniaturen – Ruf, Trotzig, Sehnsucht, Schrei, Befreiung, Religiös, Abschied – spiegeln die emotionalen Stationen der erzählerischen Entwicklung der Komposition wider.
Die unterschiedlichen Stimmungen, Klangfarben, Phrasen, Pausen, Rhythmen und Melodien aller sieben Stücke schaffen gemeinsam eine zusammenhängende Atmosphäre und formen damit das dramaturgische Konzept von sounds of silence. Die Pausen zwischen den sieben Stücken sollen gleich kurz sein, damit die Spannung durchgehend erhalten bleibt.
Die erste Miniatur Ruf (call) eröffnet den Prozess. Ein Ruf, der sich durch eine
intensive Wiederholung des Themas auszeichnet – jedes Mal leicht verändert, jedes Mal intensiver. Auch wenn ein musikalischer Gedanke kurz unterbricht, wird der Ruf erneut angestimmt. Die zweite Miniatur trotzig (defiant) ist stark durch ein rhythmisches Thema geprägt, das mit kraftvoller, klanglicher Beharrlichkeit gespielt werden soll. Anfangs laut – wie aus nächster Nähe – wird das Motiv mit jeder Wiederholung leiser, als würde der Zuhörer nach und nach an einen anderen Klangort geführt. Dort beginnt die dritte Miniatur Sehnsucht (longing), die durch einen perkussiven und zugleich sensiblen Charakter geprägt ist. Jeder Schlag scheint eine konkrete Sehnsucht auszudrücken – der Wunsch, einen bestimmten Ton als Teil einer größeren Melodie zu erzeugen, die sich bis zum Ende des Stücks formt.

Als Nachklang der dritten Miniatur folgt Schrei (scream), das erste der drei mittleren kürzeren Stücke. Neue Klangarten entstehen, die miteinander verflochten, scheinen – wie ein Ausatmen von Geräuschen, Tönen und Luft – als Ausdruck stiller, leuchtender Momente. Befreiung (liberation), das fünfte Stück und die zweite kurze Miniatur, hat den Charakter einer lauten, innerlich starken klanglichen Aussage.
Das sechste Stück und die dritte kurze Miniatur, Religiös (religious) wirkt durch seine langen, sehr fragil gespielten Töne fast wie in Zeitlupe – als würde ein Klangteppich entstehen, der den Nachklang von Gedanken trägt und unterstützt.
Die siebte Miniatur Abschied (farewell) wird mit einem sehr ruhigen, flexiblen Ton interpretiert – als hätte man die Melodie gefunden, die helfen kann, die innere Ruhe zu erreichen. Es ist, als habe eine Versöhnung stattgefunden – der Abschluss dieser Komposition klingt wie ein Wiegenlied an sich selbst.